Öhningens Geschichte
13 Mio. Jahre v. Chr. | |
| Das „Öhningium“, eine geologische Schicht, entsteht als Teil der Oberen Süßwassermolasse und birgt prächtige Fossilien, die den Namen Öhningen weitum bekannt machen werden. In den um 1500 n. Chr. eingerichteten Steinbrüchen werden Bausteine, Bodenplatten und Brennkalk gewonnen. Künstler wie der Bildhauer Morinck verwenden die Öhninger Kalke als Rohstoff für ihre berühmten Kunstwerke. |
3825 – 2700 v. Chr. | |
| Mehrere Siedlungen des Jung- und Endneolithikums entstehen am Seeufer auf der heutigen Gemarkung. |
Ende 7./Anfangs 8. Jh. | |
| Bestattungen auf einem alemannischen Gräberfeld im Öhninger Gewann Breitlen. |
788 | Öhningen wird erstmals in einer Schenkungsurkunde des Klosters St. Gallen zusammen mit Weiterdingen erwähnt. Der Schenker Iringus übereignet „zum Heil seiner Seele“ alles, was er in Öhningen besitzt, dem Kloster St. Gallen. |
800 | Erste Erwähnung von Schienen. Der Ortsherr Scrot „von Florenz“ veranlasst bei der Schienener Michaelkapelle die Gründung einer geistlichen Gemeinschaft, aus der sich das Kloster Schienen entwickelt. |
10. Jh. | Öhningen gehört mit großer Wahrscheinlichkeit der Familie des Grafen Kuno. |
| 965 Graf Kuno „von Öhningen“ stiftet ein Benediktinerkloster in Öhningen zu Ehren der Heiligen Peter, Paul und Hyppolith (später auch Verena) und überträgt dem Kloster eine beachtliche Grundausstattung mit Besitzungen in vielen Orten des Hegau. Öhningen ist eines der vielen frühen Klöster an Rhein und Untersee, die diese Region zu einem Zentrum des geistlichen, aber auch künstlerischen, wirtschaftlichen und politischen Lebens jener Zeit machen. |
1155 | Erste Erwähnung von Kattenhorn und Wangen. Kaiser Friedrich Barbarossa gibt die Vogtei (weltlichen Schutz) über das Kloster an den Bischof von Konstanz ab. Die Wasserburg Kattenhorn wird in der Urkunde genannt. Sie erscheint später im Besitz der Propstei Öhningen und danach ab 1444/45 im Besitz des Hauses Fürstenberg, das die Burg bis 1857 zuerst als Oberlehenschaft, dann im Eigentum behält. |
1166 | Die Schirmvogtei über die Propstei Öhningen ist im Besitz der Staufer, aber 1191 wieder bei den Bischöfen von Konstanz. |
1291 | Die Burg Marbach wird erwähnt, in dem hauptsächlich die Konstanzer Stadtadelsfamilie von Ulm, aber zeitweise auch andere adelige Geschlechter wohnen. Das spätere Schloss wird im 19. Jh. zu einem Sanatorium, dann gehört es dem Mannheimer Traktorenfabrikanten Heinrich Lanz, danach dient es als Offiziersheim der deutschen Luftwaffe und später der französischen Besatzungsmacht. Es wird heute von einer Stiftung als komfortable Fortbildungsstätte genutzt. |
1315 | Es werden Besitzungen des Klosters Katharinental in Öhningen genannt. |
1367 | Die Fischersiedlung Stiegen wird erwähnt, wo sich auch ein Wirtshaus befindet. Stiegen ist später Lager und Umschlagplatz für den Weinhandel, wofür 1537 sogar ein Lagerhaus erstellt wird. |
1378 | Die Propstei wird mit Augustiner-Chorherren besetzt, die bis zur Aufhebung des Klosters 1805 in Öhningen bleiben. |
1395 | Weinbau wird zum erstenmal in Öhningen bezeugt, in Wangen schon 1280. Im 19. Jh. werden zu zwei Dritteln Weiß- und zu einem Drittel Rotwein angebaut, der sehr gelobt wird. 1809 gab es allein in Öhningen eine Rebfläche von annähernd 90 ha, 1882 noch 65 ha, 1905 50 ha, 1914 30 ha, 1924 10 ha, 1960 1,2 ha und 1965 0,85 ha. In letzter Zeit erfreut sich der Weinbau am Untersee einer kleinen Renaissance. |
1427+1441 | Im Städtekrieg wird Öhningen in Mitleidenschaft gezogen. |
15. Jh. | Der Propstei Öhningen gelingt es in der folgenden Zeit, durch Kauf und Schenkungen beträchtlichen Grundbesitz in Öhningen zu erwerben. |
1425 | Besitz einer Gemeinde Öhningen in Form von Weide wird genannt. 1445 erscheint auch Wald und 1561 eine Allmende als Gemeindebesitz. |
1445 | Das Dorf Öhningen als Gemeinde erscheint in den Urkunden, die von den „Dreiern“ geführt wird. Ein Bürgermeister tritt erst 1766 urkundlich auf. |
1497 | Als „Gemeinde“ tagt erstmals ein „Gemeindeparlament“, das mit je 12 Personen von der Herrschaft und der Bürgerschaft von Öhningen besetzt ist. |
1535 | Das Kloster Öhningen wird in das Hochstift Konstanz inkorporiert, d.h. der Bischof von Konstanz verleibt sich die Besitzungen des Klosters ein. Der Klostervorsteher heißt nicht mehr Propst, sondern Dekan, später Prior und Superior. Das Kloster bleibt recht klein und zählt bei der Aufhebung 1805 nur noch 5 Konventuale. Mit dem Kloster kommt auch das Dorf Öhningen an den Bischof von Konstanz, der weltlicher Herr bis Juli 1803 bleibt. |
1594 | Zum erstenmal erfahren wir etwas über die Größe von Öhningen: 132 Häuser und 8 Hofstätten (ohne Kattenhorn und die Höfe). |
1600 | In dieser Zeit gibt es schon Schulunterricht für die Kinder von Öhningen, der durch einen Chorherrn des Klosters erteilt wird. |
17. Jh. | In dieser Zeit lassen sich jüdische Familien in Wangen nieder, woraus sich eine jüdische Gemeinde entwickelt, die bis auf 233 Mitglieder (1865) ansteigt, einen eigenen Friedhof und eine Synagoge besitzt, letztere wird in der „Pogromnacht“ 1938 von den Nationalsozialisten zerstört. 1940 werden 7 Wangener Juden deportiert, von denen nur 2 befreit werden. |
1630 | Der Vorgänger des heutigen Gasthauses „Adler“ wird genannt. Bis ins beginnende 20. Jh. gibt es noch 2 Tafernwirtschaften und daneben immer wieder kurzlebige Buschwirtschaften. 1865 wird eine Brauerei gegründet. Öhningen besaß mehrere Mühlen. |
1650 | Das jetzige Rathaus wird als Sitz des bischöflichen Obervogts in Öhningen gebaut. |
1684 | Abschluss des Raßlerischen Vertrags, der die Seemitte als Grenze zur Schweiz festlegt. |
1701 | Es gibt folgende Handwerker in Öhningen: 6 Küfer (wegen des starken Weinbaus), 4 Schuster, 3 Schneider, je 2 Schreiner, Barbiere, Schiffsbauer, Metzger, und Schmiede, und je 1 Kannengießer und Glaser. |
1803 | Öhningen, Schienen und Wangen kommen an Baden, und zwar bis 1810 zum Amt Bohlingen, dann bis 1872 zum Bezirksamt Radolfzell und nach dessen Auflösung zum Bezirksamt, ab 1939 Landkreis Konstanz. |
1805 | Erst nach der Aufhebung der Propstei wird eine eigene Pfarrei in Öhningen gegründet. |
1838 | Die Klostergebäude werden vom badischen Staat für 700 fl. an die Gemeinde verkauft. |
1901-1903 | 1901 Gründung eines ländlichen Kreditvereins und 1902/03 eines Gewerbevereins. |
1911 | Die Elektrizität kommt nach Öhningen. |
1914-1918 | Erster Weltkrieg – die Gefallenen und Vermissten: Öhningen 43, Schienen 27, Wangen 36 |
1939-1945 | Zweiter Weltkrieg – die Gefallenen und Vermissten: Öhningen 96, Schienen 24, Wangen 38 |
1954 | Der größte Teil des Schienerbergs wird zum Landschaftsschutzgebiet. |
1959 | Die evangelische Petruskirche in Kattenhorn wird geweiht. |
1961 | Ein 400 m breiter Uferstreifen wird zum Naturschutzgebiet. |
1969 | Die neue Leichenhalle auf dem Friedhof Öhningen wird am Volkstrauertag eingeweiht. |
1970 | In der Gesamtgemeinde gibt es 130 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten mit 463 Beschäftigten. |
1974 | Einwohnerzahlen: Öhningen 1630, Schienen 533, Wangen 984, zusammen 3147. |
1975 | Die heutige Gemeinde Öhningen entsteht durch die Vereinigung der früher selbständigen Gemeinden Öhningen und Wangen und der Eingemeindung von Schienen. Das Gemeindegebiet umfasst 2818 ha. Am 2. Januar findet die erste Sitzung des neuen Gemeinderates statt. |
1976 | Die neue Gemeinde erhält ein neues Gemeindewappen, das aus einer Kombination der Wappen der früheren Gemeinden besteht. |
1978 | Zum 40. Jahrestag der „Pogromnacht“ findet eine Feierstunde am Gedenkstein für die Wangener Synagoge statt. |
1980 | Nach langen Vorarbeiten wird der Flächennutzungsplan genehmigt |
1982 | Am 2. Juni stirbt überraschend der bekannte Industrielle und Ehrenbürger Dr. Herbert Quandt. |
1983 | Altbürgermeister Max Schnur und Klara Utt werden Ehrenbürger. |
1984 | Erste Kontaktaufnahme mit dem französischen Ort Mérinchal, aus der sich eine lebendige |
1986 | Der Ortsteil Wangen erhält das Prädikat „ Anerkannter Fremdenverkehrsort“. |
1999 | Der Ortskern von Öhningen wird unter Denkmalschutz gestellt. |
2004 | Einweihung des neu renovierten Rathauses in Öhningen
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Text: Kreisarchiv Konstanz